Mediation als Verfahren der gewaltfreien Konfliktaustragung
und zur Gewaltprävention
Seit dem Schuljahr 2003/2004 gibt es an der
Gotzkowsky-Grundschule ausgebildete Streitschlichter. Sie werden in
einem intensiven Training angeleitet, eigenverantwortlich leichte
Konflikte zwischen Schülern und Schülerinnen zu schlichten.
Wenn Schüler oder Schülerinnen dieser Schule in Streitereien verwickelt
sind oder ein Problem haben, das sie eigenständig nicht lösen können,
können sie in den Hofpausen in den Streitschlichterraum zu einem
Streitschlichtungsgespräch kommen. Gleichzeitig sind in jeder Hofpause
zwei Streitschlichter im Einsatz, die bei akuten Auseinandersetzungen
beschwichtigend in den Streit eingreifen und gegebenenfalls Hilfe holen.
Beschwichtigendes Eingreifen ist Teil der Streitschlichter-Ausbildung.
Was ist eine Streitschlichtung?
Grundidee ist, dass ausgebildete Streitschlichter in Konflikten zwischen
Mitschülern und Mitschülerinnen vermitteln.
Die Streitschlichter helfen den Streitenden wieder miteinander direkt
zu verhandeln und eine selbstbestimmte Lösung für ihr gemeinsames Problem
zu finden.
Die Streitschlichtung ist freiwillig, d.h. die Streitenden kommen von sich
aus in die Streitschlichtung.
Bei der Schlichtung bleiben die Streitschlichter neutral, sie bewerten nicht,
sondern helfen den Streitparteien sich über ihre Gefühle, Interessen und
Positionen klar zu werden.
Die Streitschlichtung ist zukunftsorientiert, d.h. das aktuelle Problem
wird aufgearbeitet und nach einer fairen Lösung gesucht, um ähnliche
Streitfälle für die Zukunft friedlich lösen zu können. In der
Streitschlichtung können die Streitenden darüber hinaus
Verhandlungsfähigkeiten erwerben, die ihnen bei der Lösung
zukünftiger Konflikte helfen können.
Dabei wird die Lösung in einem Vertrag festgehalten, an den sich beide
Streitparteien halten sollen.
Alles was in der Streitschlichtung verhandelt und besprochen wird bleibt
vertraulich, unterliegt also der Geheimhaltung.
Welche Vorteile schafft die Streitschlichtung?
Durch die Streitschlichtung lernen die Schüler wichtige soziale Kompetenzen,
die sie auch außerhalb der Schule benötigen: sie lernen ihre Bedürfnisse und
Ideen angemessen zum Ausdruck zu bringen, Konsequenzen ihrer Handlungen
abzuschätzen und lernen, wie sie mit Menschen auskommen können, deren Meinung
sie nicht teilen. Schülerinnen und Schüler erkennen, dass Konflikte oft die
Folge von Missverständnissen, falschen Wahrnehmungen und unterschiedlichen
Bedürfnissen sind. Diese Erkenntnisse helfen auch Andersartigkeit besser
auszuhalten.
Die Streitschlichter erleben, wie sie konstruktiv anderen helfen können,
die Streitenden erfahren, dass sie ihre Konflikte lösen können, was sich
positiv auf das Selbstwertgefühl auswirken kann. Nach einer erfolgreichen
Streitschlichtung haben alle Beteiligten das Gefühl etwas Nützliches und
Wichtiges getan zu haben.
Um das Projekt fortzuführen werden jedes Schuljahr in den 5. Klassen neue
Streitschlichter und Streitschlichterinnen ausgebildet. Schüler und Schülerinnen
der 5. Klasse können sich hierfür bewerben und werden dann nach einem
Bewerbungsgespräch ausgewählt.
Die Ausbildung wird von Julia Schaefgen (Lebenskundelehrerin und Schulmediatorin)
und Heike Pape (soz. Pädagogin, Mediatorin und Mitarbeiterin der Schulstation)
geleitet und durchgeführt.
Die Ausbildung geht über ein Schuljahr im Rahmen einer AG-Doppelstunde. Am Ende
der Ausbildung erhalten die ausgebildeten Streitschlichter und Streitschlichterinnen
ein Zertifikat. Ihre Tätigkeit als Streitschlichter wird auch im Zeugnis vermerkt.
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